29. Oktober 2020 | Kritische Auseinandersetzung zum Namen der Universität
Münster. „Es wurde eine Chance vertan, sich als moderne und offene Hochschule zu zeigen.“ – so das Resümee von Ayşegül Paran, Mitglied der Juso-Hochschulgruppe, Senatorin im Uni-Senat und Referentin für Politische Bildung des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni Münster. Sie meint damit die fehlende Auseinandersetzung mit dem Namen der Universität bei der Begrüßung der Erstsemester-Studierenden. „Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für demokratisch gefällte Beschlüsse“, so Paran.
Jost Weisenfeld, der in diesem Semester anfängt, Politik und Recht an der Uni Münster zu studieren, wundert sich über die Prioritätensetzung: „Das Rektorat hält sich nicht an die eigenen Beschlüsse und spielt lieber eine alte Videobotschaft des Oberbürgermeisters ab, in der er sich über Fahrraddiebstahl lustig macht“. Davon könne sich jede interessierte Person über den YouTube-Kanal überzeugen, auf den die Universität die offizielle Erstsemester-Begrüßung hochgeladen hat1. Er hätte gerne mehr über den Namen der Uni erfahren.
Ayşegül Paran verweist auf den Beschluss des Senats – dem höchsten Gremium der Universität – von vor fünf Monaten: „Das Rektorat wird aufgefordert, […] zeitnah eine Planung zur Umsetzung vorzulegen, die nach zwei Jahren eine Entscheidung über die Namensfrage ermöglicht.“
Der Beschluss nahm Bezug auf den Bericht einer Arbeitsgruppe des Senats, der eine kritische Auseinandersetzung mit dem Namensgeber der Hochschule – Kaiser Wilhelm II. – starten sollte: „Um eine Sensibilität der Studierenden mit der Historie der Universität zu erreichen, sollte in jeder Erstsemester-begrüßung vom Rektorat darüber aufgeklärt werden, wer der Namenspatron der Universität ist. Auf diese Weise stellt sich die Universität aktiv ihrer historischen Verantwortung und stößt weiteres Nachdenken an.“
Ayşegül Paran dazu: „Dieser Vorgang schadet nicht nur dem Ansehen des höchsten universitären Gremiums, er zeigt auch, dass offenbar gar kein Interesse an der angekündigten Auseinandersetzung besteht. Einen Zeitplan habe ich bisher auch nicht gesehen.“
Ronja Mühlinghaus, Referentin für Soziales, Wohnraum und Partizipation des AStA und ebenfalls Mitglied der Juso-Hochschulgruppe ergänzt: „Wir hätten uns eigentlich gewünscht, dass wir dieses Fass während eines ohnehin schwierigen Studienstarts nicht aufmachen müssen, aber das Rektorat zwingt uns förmlich dazu.“. Im AStA müsse man nach eigenen Wegen der Auseinandersetzung suchen, sollte sich nicht schnell eine Besserung ergeben. „Das Rektorat sollte diesen Fehler geraderücken. Noch ist ein gesichtswahrender Umgang möglich. Eine Mail an alle Studierende, die über Wilhelm II. informiert, wäre dazu ein guter Schritt.“, so Ronja Mühlinghaus weiter.