Gemeinsam.Gegenhalten.

Normalität 2021: Auf Demonstrationen wehen unzählige Reichskriegsflaggen. Menschen sterben durch die Hand rechter Attentäter. Struktureller Rassismus und Rechtsextremismus in Sicherheitsbehörden machent es unmöglich, diese Bedrohung zu erkennen und zu bekämpfen. Verschwörungsideolog*innen verbreiten ungehemmt ihren Antisemitismus. Diese Normalität können und dürfen wir niemals hinnehmen. Wir stehen für einen klaren Antifaschismus!

Unser Streben danach, alle Formen von Diskriminierung abzuschaffen, bedeutet auch, benachteiligte Statusgruppen an der Uni zu unterstützen. So haben wir uns in der Vergangenheit für die Schaffung eines autonomen AStA-Referats für People of Color an der Uni Münster eingesetzt. Mit dem Referat für BIPoC haben Studierende der Statusgruppe eine Anlaufstelle an der Uni, welche diese bei Fragen und Problemen beraten und helfen kann. Wir wollen das Referat weiterhin unterstützen, indem wir die antirassistische Arbeit des AStA fortsetzen, und gemeinsam mit allen von Rassismus Betroffenen ausbauen. So soll das erfolgreiche Festival contre le racisme weitergeführt werden. 

Wusstest Du schon? Unsere Uni trägt seit 1907 den Namen eines Monarchen, Antisemiten und Rassisten: Kaiser Wilhelm II. Schon lange fragen wir uns, was der Treiber des Ersten Weltkriegs noch mit einer modernen Hochschule zu tun hat. Die Universität hat nun einen Prozess der kritischen Auseinandersetzung begonnen, betreibt diesen allerdings nur halbherzig.  Diese Bequemlichkeit nehmen wir nicht hin! Wir werden der Universitätsleitung weiterhin genau auf die Finger schauen, wenn es für sie darum geht, eine wirklich kritische Auseinandersetzung mit dem Namensgeber unserer Uni voranzutreiben. Daneben möchten wir auch selbst mit Bildungsangeboten und Diskussionsrunden an diesem Prozess teilnehmen und ihn auf studentischer Seite voranbringen. Für uns bleibt klar: Am Ende dieses Prozesses sollte ein neuer Name für unsere Uni stehen. 

Wir beobachten immer wieder, dass sich Dozierende in ihren Vorlesungen sexistisch, ableistisch, antisemitisch und rassistisch äußern und sogar in der Öffentlichkeit diskriminierende Hetze verbreiten – das hat mit Wissenschaftsfreiheit nichts zu tun. Es beschädigt nicht nur das Ansehen der Universität, sondern verletzt aktiv marginalisierte Personen und trägt zu einem Klima des Hasses und der Bedrohung bei. Für solche Fälle brauchen wir eine anonyme Beschwerdestelle für Diskriminierung. Außerdem werden wir als Hochschulgruppe gemeinsam mit unseren Mitstreiter*innen weiterhin auf diese Fälle aufmerksam machen und unsere Stimme in den Gremien der Studierendenschaft dafür nutzen, deutliche Konsequenzen fordern – wie etwa im Falle des Medizin-Dozenten Dr. Cullen.

Auch in Münster gibt es etablierte reaktionäre und extrem rechte Strukturen, deren akademischen Arm die Burschenschaften darstellen. Diese pflegen gute Verbindungen in die rechtsextreme Szene, zur Identitären Bewegung und zur Jungen Alternative. Burschenschaften und Verbindungen sind nationalistische und elitäre Männerbünde, die hinter verschlossenen Türen auf ihr ultrakonservatives, sexistisches und queerfeindliches Weltbild anstoßen. Sie gehören ins 19. Jahrhundert und nicht an eine moderne Universität – sie gilt es zu bekämpfen! Dass Burschenschaften Teil der Matrikel sind und somit auch Räumlichkeiten der Uni für ihre rechtsextreme Hetze nutzen könnten, ist für uns nicht akzeptabel. 

Wenn in deutschen Innenstädten und auf den Treppen des Reichstags wieder Reichsflaggen wehen, wenn Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und Politiker*innen bedroht werden, weil sie ihre Arbeit machen, wenn von Diktatur und Weltverschwörung schwadroniert wird und menschenverachtendes Gedankengut aus Eugenik und Euthanasie wieder sagbar werden, dann muss uns das alle alarmieren. Corona-Leugner*innen greifen mit ihrer Verschwörungsideologie unsere Demokratie an. Und sie organisieren sich auch im studentischen Umfeld. Dem stellen wir uns mit aller Macht entgegen.
Doch es braucht mehr als klare Kante. Um Verschwörungsideologien und Wissenschaftsfeindlichkeit vorzubeugen braucht es ein klares Bekenntnis zu wissenschaftlichen Standards und eine Stärkung der Wissenschaftskommunikation. Gleichzeitig muss der Rechtsstaat sich Querdenker*innen entgegenstellen. Ihre politische Straftaten müssen benannt und geahndet werden, die Anbiederung von Politiker*innen an die Querdenker*innen lehnen wir ab. Für uns gilt: Kein Fußbreit!

Antisemitismus ist kein neues Phänomen, sondern deutsche Kontinuität und äußert sich in verschiedenen Formen in allen politischen Spektren. 

Wir stehen entschieden gegen jeden Antisemitismus. 

In Münster sind wir aktuell mit einem aggressiven israelbezogenen Antisemitismus konfrontiert. Diesem stellen wir uns entgegen. Für uns steht fest: Das Existenzrecht Israels ist nicht verhandelbar. Wer dies leugnet hat an unserer Hochschule keinen Platz, genauso wenig wie der kulturelle, wirtschaftliche und akademische Boykott Israels. Wir stehen weiterhin für einen Ausschluss von Vertreter*innen der BDS-Kampagne und antisemitischen Gruppen von studentischen Geldern.
Wir wollen Aufklärung über Antisemitismus und seine verschiedenen Erscheinungsformen stärken. Deshalb müssen alle Antidiskriminierungsstellen der Uni auch sensibel für Antisemitismus sein. Wir streiten für einen studentisches Umfeld, in dem sich Jüd*innen sicher fühlen. In unserem Kampf gegen Antisemitismus berufen wir uns auf die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance.